Archivalie des Monats: Eine Hommage an die Deutsch-Französische Freundschaft

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In der Reihe "Archivalie des Monats" stellt das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte monatlich einen besonderen Schatz aus dem Archiv vor. Im Januar erinnert die DSM-Doktorandin Anja Binkofski an die Geschichte der Deutsch-Französischen Freundschaft und den Elysée-Vertrag, der am 22. Januar seinen 63. Jahrestag feiert. Passenderweise enthält die Sammlung des DSM mehrere Werke des französischen Künstlers Antoine Roux. 

Am 22. Januar ist der Deutsch-Französische Tag, ein Anlass, der auf den Élysée-Vertrag von 1963 zurückgeht und 2025 den 63. Jahrestag feiert. Dieses Abkommen markierte einen Wendepunkt in der Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich, nachdem jahrhundertelang Konflikte die Geschichte beider Nationen prägten. Der Vertrag wurde von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unterzeichnet und legte den Grundstein für eine enge Zusammenarbeit in Politik, Kultur und Bildung (Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg). Heute erinnert uns dieser Tag an die Kraft der Versöhnung und die Bedeutung grenzübergreifender Freundschaft.

Passend zu diesem Anlass möchten wir uns einige Werke des französischen Künstlers Antoine Roux aus unserer Sammlung genauer anschauen. Antoine Roux, geboren 1765 in Marseille, war ein maritimer Maler, der zu Lebzeiten nur bedingt die Anerkennung erhielt, die ihm gebührte. Heute kennt man ihn vor allem für seine detailreichen Darstellungen von Schiffen und Hafenszenen im Hafen von Marseille (Foster Smith 1978). In Marseille, einer der wichtigsten Hafenstädte des Mittelmeers, wuchs Roux in einem Umfeld auf, das von der Seefahrt und dem maritimen Handel geprägt war. Sein Vater war königlicher Seekartenzeichner, was Roux schon früh in Kontakt mit der Welt der Schifffahrt brachte. Viele seiner Arbeiten zeigen mit akribischer Genauigkeit die Schiffe der damaligen Zeit, einschließlich ihrer Bauweise und Ausstattung (Foster Smith 1978). Auch wenn die Kunstwelt erst lange nach seinem Ableben auf den Geschmack seiner Bilder kam, waren sie unter Kapitänen weltweit sehr beliebt. Einige amerikanische Schiffe fuhren sogar extra einen Umweg über Marseille, um von Roux auf einem Bild verewigt zu werden (Wikipedia 2024). Über sein Privatleben ist wenig bekannt, doch wurde sein Erbe als Marinemaler von seinen Söhnen weitergeführt (Foster Smith 1978).

Zu seinen Werken gehören eindrucksvoll detaillierte Darstellungen verschiedener Segelschiffe, wie sie in unserer Sammlung zu sehen sind, aber auch Porträts von Kapitänen, die den Marseiller Hafen angefahren haben. Mindestens 22 Farbdrucke seiner Aquarelle sind in der Datenbank des deutschen Schifffahrtsmuseums verzeichnet. Das Bild „Französische Fregatte“ (1) zeigt ein französisches Kriegsschiff mit drei Masten auf steuerbord segelnd, dessen gehisste Flagge am Heck die nationale Zugehörigkeit unterstreicht. Die akribisch gezeichnete Takelage und die teilweise gehissten Segel zeugen von Roux’ technischer Präzision. Das Aquarell stammt aus dem 18. Jahrhundert. Im Museumsarchiv ist ein Farbdruck hiervon zu finden, Die bewegte See und der schlichte Hintergrund verleihen der Szene eine dynamische und zeitlose Wirkung. „Dreimastiges schwedisches Kauffahrteischiff unter reduzierter Besegelung“ [engl. ‚Swedish three-masted ship in heavy sea‘] zeigt ein Schiff unter schwedischer Flagge, das sich durch eine dramatische Darstellung auszeichnet: Dunkle Wolken am Himmel und die unruhige See lassen die Herausforderungen der Seefahrt lebendig werden. Im Hintergrund ist ein weiteres deutlich kleineres Segelschiff zu sehen, dass durch den Sturm in bedenkliche Schieflage geraten ist. Es handelt sich in unserer Sammlung ebenfalls um einen späteren Farbdruck des Aquarells aus dem 19. Jahrhunderts. Das Werk „Franz. Segelschiff LE SOLIDE“ besticht durch eine ruhigere Darstellung in schwarz-weiß. Hier ist mit Blick auf die Steuerbordseite das französischen Segelschiffs LE SOLIDE abgebildet, wie es durch Eisfelder fährt. Der Ort der Eisfelder ist nicht genauer definiert. Das originale Aquarell wurde um ca.1880 angefertigt, im Archiv des deutschen Schifffahrtsmuseums ist ein Fotodruck des Aquarells vorhanden. Gemeinsam illustrieren diese Werke nicht nur die technischen Details der Schiffe, sondern auch die Atmosphäre und Bedeutung der maritimen Welt des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Die Aquarelle eines französischen Künstlers aus Marseille illustrieren die Verbindungen, die Menschen durch die Liebe zu Schiffen und zur Kunst über die Meere hinweg geschaffen haben.

In einer Zeit von geopolitischer Unruhe ist es besonders wichtig durch Tage wie den Deutsch-Französischen Tag an die Relevanz von Frieden und Zusammenarbeit zu erinnern. Der Deutsch-Französische Tag ist nicht nur ein Symbol für die Freundschaft unserer beiden Länder, sondern auch ein Aufruf zu einem geeinten Europa. Frieden ist eine aktive Entscheidung gemeinsam in eine proaktive Zukunft zu gehen. Deutschland und Frankreich haben 1963 diesen Schritt geschafft und arbeiten seitdem kontinuierlich daran diese Beziehung aufrecht zu erhalten.

 

(1) Die hier genannten Titel sind aus den Einträgen in der Datenbank entnommen und entsprechen nicht zwangsläufig den Namen unter denen die Werke in der Kunstwelt bekannt sind.

 

 

 

Franzöisches Segelschiff LE SOLIDE
Foto: DSM / Archiv

Franzöisches Fregatte.
Foto: DSM / Archiv

Dreimastiges schwedisches Schiff.
Foto: DSM / Archiv

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