Archivalie des Monats: Handzeichnungen von Themistokles von Eckenbrecher
In der Reihe "Archivalie des Monats" stellt das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte regelmäßig einen besonderen Schatz aus dem Archiv vor. Am 4. Dezember 1921 verstarb Karl Paul Themistokles von Eckenbrecher. Die Provenienzforscherin Dr. Kathrin Kleibl untersucht derzeit ein Konvolut von Handzeichnungen des Künstlers für eine Erstpublikation. Grund genug, den Experten für Marinemalerei der Spätromantik und seine Werke genauer vorzustellen.
In der Sammlung des DSM befindet sich eine geheimnisvolle Holzkiste, in der mehr als 160 Blätter liegen, es handelt sich um Handzeichnungen. Hebt man den Deckel der Kiste, wird man auf eine Reise an entfernte Orte in vergangener Zeit mitgenommen: der Künstler Themistokles von Eckenbrecher reist mit den Betrachter:innen an unterschiedliche Häfen und Plätze – von Gibraltar über Troja bis nach Konstantinopel (heute Istanbul) und hoch in den Norden zu den Fjorde Norwegens.
Karl Paul Themistokles von Eckenbrecher - geboren am 17. November 1842 in Athen/Griechenland; gestorben am 4. Dezember 1921 in Goslar) war ein deutscher Landschafts- und Marinemaler der Spätromantik und des Historismus. Sein Vater Gustav von Eckenbrecher (1807–1887) entstammte einer preußischen Offiziersfamilie und war beruflich für längere Zeit im östlichen Mittelmeer tätig. Seine Mutter Francesca Magdalena, geb. Danelon (1805–1879), war Italienerin und die Tochter des angesehenen Triester Kaufmanns und britischen Konsuls Joseph Danelon. Die weitgereisten und weltoffenen Eltern waren vielseitig interessiert, besonderes an orientalischer und antiker Kultur, und der Vater war mit dem Troja-Entdecker Heinrich Schliemann befreundet. Themistokles begleitete seine Eltern auf Reisen durchs Mittelmeer, wobei der Lebensmittelpunkt der Familie Berlin war.
Schon früh fiel den Eltern das künstlerische Talent ihres Sohnes auf. In dem Konvolut von Handzeichnungen am DSM finden sich auch drei sehr frühe Kinderzeichnung des Künstlers von 1847. Die Eltern förderten die Ausbildung ihres begabten Sohnes zum Marine- und Landschaftsmaler. 1859/60 war Themistokles zunächst Schüler des Potsdamer Hofmalers Carl Gustav Wegener. Von 1861 bis 1863 wurde er in Düsseldorf Privatschüler bei dem angesehenen Marinemaler Oswald Achenbach. Hier ließ sich Eckenbrecher zunächst auch nieder und wurde Mitglied des Künstlervereins Malkasten.
Themistokles von Eckenbrecher, der elf Sprachen gesprochen haben soll, bereiste in seinem Leben ganz Europa, vor allem die Nord- und Ostsee, Skandinavien, das gesamte Mittelmeer, das Schwarze Meer, den Vorderen Orient, Afrika, die deutschen Kolonien und sowie die Philippinen. Von diesen Reisen brachte er stets neue Motive und Studien mit in sein Atelier. 161 Skizzenblätter haben sich in dem Konvolut am DSM erhalten (DSM Inventarnummer I/01554/77).
Von den 161 Blättern am DSM sind die meisten in Bleistift angefertigt, ein Teil ist zudem mit Wasserfarben koloriert; und es finden sich auch immer wieder mehrere Zeichnungen auf einem Blatt und teils auch auf der Rückseite eines Papiers. Häufig schrieb der Künstler den Entstehungsort, das Motiv und den Entstehungszeitraum neben seine Studien. Im Atelier entstanden aus diesen Skizzen dann ausdrucksvolle Kunstwerke. Von Eckenbrecher fertigte aber nicht nur Gemälde an, sondern auch Vorlagen für Postkarten und Plakate, wie etwa für Reedereien und den Verlag Deutsches Kolonialhaus. So etwa zwei Öldrucke von 1910, die das Liniennetz des Norddeutschen Lloyd abbilden (DSM Inventarnummer: I/03140/84 und I/03139/84). Themistokles von Eckenbrecher wurde für die Brillanz seiner Farben, die Lichteffekte und glanzvollen Szenerien der Komposition seiner Werke geschätzt.
Die Holzkiste mit den Zeichnungen von Eckenbrechers wurde dem DSM 1977 von Hanswilly Bernartz übergeben. Bernartz war einer der Wegbereiter und Mitbegründer des neuen Museums in Bremerhaven Anfang der 1970 Jahre. Er war ein passionierter Privatsammler maritimer Kunst und Kulturgüter, von denen er einen großen Teil des neugegründeten DSM überließ.
Überblick zu den Archivalien des Monats
Archivalie des Monats: Schatz aus dem Archiv
Archivalie des Monats im Januar: Von New York nach Bremen 1859
Archivalie des Monats im Februar: Fotos vom Kleinen Kreuzer MEDUSA
Archivalie des Monats im März: James Cook im Südpolarmeer oder Die "Carte de l‘Hémisphère Austral"
Archivalie des Monats im April: Das Maschinenjournal des bremischen Eisbrechdampfers DONAR
Archivalie des Monats im Mai: Das Tagebuch der Caroline von Aschen
Archivalie des Monats Juni: Seefahrtsbuch der Heizerin Käthe Franck
Archivalie des Monats Juli: Radierung von Max Liebermann
Archivalie des Monats August: Generalplan der RAU IX
Archivalie des Monats Oktober: Speisekarte von Bord des Passagierdampfers BREMEN IV
Archivalie des Monats November: Bordtagebuch der ISABELL
Archivalie des Monats Dezember: Handzeichnungen von Themistokles von Eckenbrecher
DSM / Archiv
Zeichnung von Karl Paul Themistokles von Eckenbrecher. Foto: DSM Archiv
Bleistiftzeichnung von Karl Paul Themistokles von Eckenbrecher. Foto: DSM Archiv
Bleistiftzeichnung von Karl Paul Themistokles von Eckenbrecher. Foto: DSM Archiv