KARTEN WISSEN MEER - Globalisierung vom Wasser aus: Einblicke in die Vermessung der Ozeane
Welche Typen von See- und Meereskarten gab und gibt es? Wie wurden sie hergestellt und benutzt? Welche Geschichten verbinden sich mit der Vermessung der Ozeane und ihrer Abbildung in Karten? Die Sonderausstellung „KARTEN WISSEN MEER – Globalisierung vom Wasser aus" lädt am Deutschen Schifffahrtsmuseum / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte dazu ein, Meereskarten der Vergangenheit zu enträtseln, Seeleuten, Wissenschaftlern und Reedern des 19. Jahrhunderts über die Schultern zu schauen, in einem Schiffstagebuch zu blättern oder selbst Reiserouten zu erstellen.
In zwei Sekunden von Europa nach Amerika, den Erdball umrunden und die Ausmaße des Pazifiks begreifen – das geht, mit dem Finger auf der Seekarte oder auf dem Globus. See- und Meereskarten wecken die Lust, Details zu entschlüsseln, sie zeigen aber auch das große Ganze. Wie viel sich aus ihnen herauslesen lässt, verrät die Sonderausstellung KARTEN WISSEN MEER, die vom 25. Februar bis 24. April 2022 im Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte gezeigt wird.
Museumsgäste finden in der Ausstellung fünf Themeninseln und erkunden sowohl die Vielfalt der maritimen Karten als auch die Methoden und Verfahren, wie Karten hergestellt und benutzt wurden. Waren die Meereskarten des 17. und 18. Jahrhunderts häufig noch farbenprächtige Kunstwerke, die mitunter Inseln zeigten, die nicht existier(t)en, so wandelten sich die Blätter im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend zu nüchternen Medien der Meereswissenschaft, die Wind-, Strömungs- und Tiefenverhältnisse auf See, ozeanografische Besonderheiten oder die zum Zweck der sicheren Navigation ausgelegten Seezeichen darstellten.
Ausgestellt werden 63 analoge und digitale Reproduktionen historischer Meereskarten aus der Sammlung des Deutschen Schifffahrtsmuseums sowie der Sammlung Perthes Gotha; ferner andere kartenbezogene Objekte wie Schiffsmodelle, historische Navigationsinstrumente wie Sextant, Bleilot oder Chronometer sowie erläuternde Bücher und Grafiken, in denen die Menschen der Vergangenheit ins Zentrum rücken.
Die Meereskarten des 19. Jahrhunderts hatten damit einerseits eine ausgeprägt praktische Funktion, indem sie Kapitänen, Kartografen oder Reedern nützliche Hinweise gaben. Doch bald erweiterte sich der Nutzerkreis. So war etwa die „Chart of the World“ von 1871, eine erschwingliche Weltmeereskarte, die sich handlich klein zusammenfalten ließ, nicht mehr ausschließlich für Seeleute oder Wissenschaftler vorgesehen, sondern auch und besonders für die eher privat dem Meer zugeneigten Menschen. Globale Vernetzung über die Meere wird hier anschaulich abgebildet. So wurde generell in Karten Wissen über den Ozean populär, demokratisiert, Verkehrsverbindungen dargestellt und das Meer damit in der Wahrnehmung der Menschen zu einem beherrschbaren Raum, einem Gebiet gar, das sich für Freizeitaktivitäten wie Segelwettbewerbe oder Kreuzfahrten eignete.
Wachsendes Reisefieber verbreitet auch KARTEN WISSEN MEER: Besucher:innen können sich neben den Karten in einem alten Fahrplan in transozeanische Reisen vertiefen, in einem See-Atlas blättern oder farbenfrohe Plakate inspizieren, die für Erholungsreisen warben. An einer Multimedia-Station sind die Besucher:innen eingeladen, verschiedene Karten selbst zu zeichnen. Und dabei bleibt es nicht. Denn wer wollte nicht schon immer einmal ein Segelschiff auf sicherer Route von Europa nach Südamerika navigieren? Dieser Aufgaben dürfen sich Interessierte am Kartentisch ‚Segeln auf dem Südatlantik‘ stellen.
Die Sonderausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Schifffahrtsmuseums, des Forschungszentrums Gotha, der Sammlung Perthes Gotha sowie der Universitäten Erfurt und Bremen. Sie wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, den Aktionsplan Leibniz-Forschungsmuseen sowie den Förderverein des DSM unterstützt.
KARTEN WISSEN MEER ist vom 25. Februar bis 24. April 2022 im DSM zu sehen.
Zugang zur Ausstellung
Die Sonderausstellung KARTEN WISSEN MEER befindet sich im Erweiterungsbau des DSM. Da dieser in Kürze saniert werden muss, erfolgt der dortige Besuch ausschließlich in begleiteten Rundgängen oder Führungen, die allen Gästen einen sicheren Aufenthalt ermöglichen. Bis zum 24. April 2022 werden durchgängig donnerstags, samstags und sonntagsBesuchstermine angeboten, an denen jeweils bis zu 25 Personen teilnehmen können. In den Ferienwochen und an Feiertagen gibt es tägliche Termine. Tickets können vorab unter www.dsm.museum/ticket gebucht werden, Restkarten gibt es jeweils ab einer halben Stunde vor Beginn des jeweiligen Termins an der Kasse der Kogge-Halle.
Dabei gibt es zwei Varianten:
- Bei den begleitenden Rundgängen erkunden die Museumsgäste die Ausstellung entlang einer vorgegebenen Route eigenständig in Begleitung eines Gästebetreuers oder einer Gästebetreuerin.
- Bei Themenführungen führen Kurator:innen und Expert:innen die Gäste anhand eines inhaltlichen Konzepts zu ausgewählten Stationen und Exponaten der Ausstellung. Diese Termine sind auch im Veranstaltungskalender zu finden. Bei allen weiteren Terminen, die dort nicht verzeichnet sind, aber dennoch über den Ticketshop gebucht werden können, handelt es sich um begleitete Rundgänge.
Jede Führung bzw. jeder begleitete Besuch dauert eine Stunde. Der Eintritt beträgt 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.
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Bitte beachten Sie, dass die Ausstellung nur über eine begleitete Besichtigung oder eine Themenführung besichtigt werden kann. In der Programmübersicht für April sind alle Führungen und begleiteten Besichtigungen aufgelistet.