Großes Schifferücken im Neuen Hafen: Walfänger RAU IX zieht auf neuen Liegeplatz
Der Walfänger RAU IX ist umgezogen. Heute wurde das Schiff aus dem Museumshafen des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte in den Neuen Hafen geschleppt, wo es künftig am Liegeplatz der WELLE ankert. Mindestens für die nächsten zwei Jahre bleibt es dort als Nachbarin des Auswandererhauses. Das Dampfschiff WELLE zieht hinter das Segelschulschiff DEUTSCHLAND und rückt damit auf den einstigen Platz des Kogge-Nachbaus UBENA VON BREMEN.
Bisher war die RAU IX Zeugnis des deutschen Walfangs im Museumshafen – ab heute ist sie „Bootschafterin“ des DSM im Neuen Hafen. Der 1939 gebaute Dampfer wurde von zwei Schleppern in den Neuen Hafen gezogen und liegt nun vis-à-vis des Auswandererhauses. Der Umzug war nötig, weil die RAU IX in den nächsten zwei Jahren zur Grundsanierung in die Werft fährt. Aufgrund von geplanten Bauarbeiten an der Kaimauer, wird der Verbindungskanal für den Schiffsverkehr gesperrt. Ein Passieren im nächsten Jahr wäre nicht mehr möglich. Deshalb legte das Schiff bereits jetzt einen ersten Wegabschnitt zurück und repräsentiert nun das DSM und den Museumshafen auf dem neuen Außenposten.
Um 07:30 Uhr hieß es auf der WELLE: „Leinen los!“: Das Dampfschiff rückte auf und machte hinter der DEUTSCHLAND fest. Im Museumhafen wurden gegen 11:30 Uhr die Leinen eingeholt. Am Bug und am Heck machten die Schlepper fest und schoben die RAU IX in Richtung Verbindungskanal. Der Schleppverband passierte kurz darauf die Holländer- und die Glasröhrenbrücke. Besonders spannend wurde es an den Doppelklappbrücken, die eine Haarnadelkurve darstellten. Das Verholungsteam leistete dort jedoch präzise Millimeterarbeit und manövrierte den 46 Meter langen und mehr als acht Meter breiten Koloss gekonnt durch die enge Passage.
Mitte März geht es für Besuchende wieder an Bord. Der Walfänger wird dann als schwimmender Wegweiser Gästen Lust auf noch mehr Schiffe und die Ausstellungen im DSM machen, bis er in die Werft geht. Vor kurzer Zeit durchgeführte Unterwasserschallungen ergaben, dass sich der Rumpf der RAU IX in einem guten Zustand befindet. Dennoch muss das Unterwasserschiff in der Werft gereinigt, geschliffen und neu beschichtet werden. „Eine größere Baustelle stellt das Holzdeck dar. Die Sanierung kann mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht realisiert werden. Daher freuen wir uns natürlich über Spenden, um auch in Zukunft die RAU IX in einem ansehnlichen Zustand präsentieren zu können“, sagt Dr. Lars Kröger, wissenschaftlicher Koordinator des Museumshafens.
Bewegte Geschichte eines Walfängers
In der Schiffswelten-Ausstellung sind das Mutterschiff der Walfangflotte WALTER RAU und die RAU IX als Modellschiffe zu sehen. Die Flotte wurde in den 1930er Jahren aufgebaut, um Walöl für die Herstellung von Margarine, Seifen, Waschpulver und Maschinenöl zu gewinnen. Das Krähennest und die Harpune erinnern noch heute als stumme Zeugen an diese dunkle Zeit. Die Dampfmaschine und der schnittige Bug – die sogenannte Maierform – sollten die RAU IX zu einem wendigen Jäger auf See machen, der sich leise an die Meeressäuger anpirschen konnte.
Doch statt auf Walfang zu gehen, wurde die RAU IX direkt nach dem Stapellauf der Kriegsmarine unterstellt und zum U-Boot-Jäger umgebaut. Nach dem Krieg diente sie als Minensuchboot, musste aber 1948 mit der WALTER RAU an Norwegen ausgeliefert werden. Als Krutt fuhr sie von dort zwanzig Jahre in der Antarktis auf Walfang und wurde unter dem Namen HVALUR 5 nach Island verkauft. Als sich das Walfang-Geschäft nicht mehr rentierte, kehrte sie 1969 nach Deutschland unter ihrem alten Namen zurück. Zur Museumsflotte gehört das Schiff mit bewegter Geschichte seit 1970 und war somit bereits vor der DSM-Eröffnung im Jahr 1975 eine Attraktion für Gäste.
Spenden für die RAU IX können überwiesen werden an das Konto „Museumshafen“, IBAN: DE76 2925 0000 1030 1195 70
Weitere Infos zur RAU IX unter www.dsm.museum/rau