Ehemaliges Besatzungsmitglied besucht SEEFALKE

Es war keine leichte Arbeit an Bord: Werner Benkendorf erinnert die Jahre als Matrose auf der SEEFALKE lebhaft als wunderschöne Schwerstarbeit. Am 27. September, auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Stapellauf und der Taufe des Hochseebergungsschleppers, besucht das Besatzungsmitglied das Schiff erneut.

„Auf dem Atlantik hatten wir häufig stürmische See“, erinnert sich Werner Benkendorf noch gut. Die Gischt und der Regen peitschten teilweise so stark, dass der einstige Matrose nicht in seine Kabine im Heck des Bergungsschleppers klettern konnte. „Wir stiegen dann durch einen Notausgang im Maschinenraum und kamen von dort in die Kojen.“

Ob seine Kabine noch genauso aussieht, der Geruch nach Diesel und Öl stetig die Luft schwängern, will der 84-Jährige am 27. September wissen und plant einen Bordbesuch. In den 60er Jahren heuerte der gebürtige Danziger auf der SEEFALKE an, war eine Zeit auf den Azoren stationiert und fuhr dann gen Amerika. „Wir sollten einen Flugzeugträger von Boston über den Atlantik schleppen. Vorher musste alles auseinandergebaut werden. Das war keine leichte Arbeit. 30 Tage haben wir dann bis nach Bremerhaven gebraucht“, erzählt der Wahl-Lübecker, der für Frau und Familie die Seefahrt an den Haken hängte. An seine Zeit an Bord erinnert er sich jedoch sehr gern. Im Herzen blieb er der See treu und maritim verliebt. Pünktlich zum 100. Geburtstag der SEEFALKE besucht er das Schiff erneut.

Benkendorfs Bordvisite fällt auf einen denkwürdigen Tag: Am 27. September 1924 lief die SEEFALKE vom Stapel und wurde auf der Tecklenborg Werft in Geestemünde, heute Bremerhaven, getauft. Wie nach Tradition üblich, wurde eine Dame als Taufpatin auserkoren. Es handelte sich um Sophie Schuchmann, Ehefrau von Behrend Schuchmann, der zu diesem Zeitpunkt Chef der Schuchmann Reederei und somit Bauherr der SEEFALKE war.

„…. SEEFALKE will ich mit Namen Dich taufen,
falkengleich sollst durch die Meere Du laufen,
kühn und in Eil.
Mit jenes Vogels blitzgleicher Schnelle
Bringe Du zu gefährdeter Stelle
Rettung und Heil
„SEEFALKE“ über dem Wellensaum
Scharfen Auges durchdringe den Raum.
Schaue nach Beute.
Siehst Du sie, stoße mutig herab …“, heißt es in dem Auszug des Taufspruches, der aus Sicht des zeitlichen Kontextes der Weimarer Republik gesehen und historisch eingeordnet werden muss. Das Schiff entstand während des wirtschaftlichen Aufschwungs der „Goldenen Zwanziger“. Für die Zeit typisch schwingen in den Strophen Pathos und Wünsche mit, die Eigenschaften des Raubvogels auf das Schiff zu übertragen.
 
Dank seiner Größe und der starken Maschine war der Bergungsschlepper in ganz Europa und auf dem Atlantik im Einsatz und half Schiffen bei Bränden und in Seenot. Er barg gestrandete Schiffe, schleppte brennende Frachter und war im Einsatz für Atlantiküberquerungen wie die von Benkendorf geschilderte.  
Nach einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg, der Bergung, Reparatur und Modernisierung um 1950 war die SEEFALKE noch viele Jahre in Dienst. Im Museumshafen des DSM liegt sie seit 1970. Seither besuchen jährlich viele Fans und ehemalige Besatzungsmitglieder den Bergungsschlepper, wie beispielsweise der letzte Kapitän, Hans-Joachim Breckwoldt.

Im Jubiläumsjahr lud das DSM zu verschiedenen Events ein: Beim Seemannssonntag erzählten Zeitzeugen, ein Radrennen – das erste Schiffsdeckkriterium – fand an Bord statt, die Funkerin Marita Westphal-Blome funkt mit einem Sonderrufzeichen und erreichte darüber bisher mehr als 10.000 Kontakte aus aller Welt. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres wird es in der Adventszeit einen SEEFALKE-Schlüsselanhänger geben, den das DSM-Digitalisierungsteam nach dem Scannen eines Modells in Hausproduktion erstellt.

Mehr zum Taufspruch in der "Archivalie des Monats"

Kontakt

Thomas Joppig

0471 482 07 832

presse@dsm.museum

Die SEEFALKE im Museumshafen.

Credit: DSM / Lars Kröger

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