Das Schicksal der SCHWABENLAND-Pinguine – Welt-Pinguin-Tag am 25. April

Sie watscheln possierlich durch karge Eislandschaften und wirken stets adrett „gekleidet“ im schwarzweißen Federfrack – Pinguine begeistern Menschen seit jeher. Forschende der Deutschen Antarktischen Expedition 1938/39 nahmen prompt einige Tiere an Bord der SCHWABENLAND und übergaben diese später an den Berliner Zoo. Die Umwelthistorikerin Dr. Katrin Kleemann begibt sich auf die Spuren der Seevögel – und findet viele Quellen im Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte.

Neugierig umkreisen sie ein Grammophon, plantschen im hölzernen Schwimmbecken an Bord und beäugen eine Garde von uniformierten Männern – Kaiserpinguine und Adelie-Pinguine. Die DSM-Forscherin Dr. Katrin Kleemann schaut Schwarzweißfotografien durch, die von der dritten Antarktischen Expedition (1938/39) mit dem Schiff SCHWABENLAND stammen. Auf fast allen Bildern wirken die Tiere wie kleine Stars, die im Rampenlicht stehen. „Die Crew hatte eine besondere Beziehung zu den Pinguinen und wenn man den Fotos Glauben schenken darf, haben sich alle an ihnen erfreut, sie waren kleine Entertainer“, resümiert Kleemann.

Die Umwelthistorikerin hatte sich erfolgreich für ein Forschungsstipendium in Cambridge beworben und vier Wochen Zugang zu den Archiven des Scott Polar Research Instituts und zum Polarmuseum. In den Expeditionsberichten – unter anderem denen von Ernest Shackleton, der als erster Mensch dem Südpol am nächsten kam am 9. Januar 1909 – fiel ihr eines immer wieder auf: „Es wurden häufig Tiere erwähnt, wie zum Beispiel Hunde und Ponys, die gezielt aus der Heimat mitgenommen wurden. Sie waren scheinbar ein wichtiger Bestandteil der Expeditionen, in erster Linie als Lasttiere, zwangsläufig manchmal jedoch auch als Nahrungsquelle. Aber man schrieb auch über Robben oder Pinguine, die man während der Expeditionen antraf.“

Aus den Einträgen geht hervor, dass sich Shackleton um seine auf der Nimrod-Expedition (1907 bis 1909) mitgeführten Ponys sorgte. Zuerst hatten sie auf dem Schiff eine schwere Zeit, später litten sie unter Kälte und Schnee – sie starben alle und Shackeltons Männer mussten die Schlitten selbst ziehen. Auf vielen Expeditionen, beispielsweise der Australasiatischen Antarktisexpedition (1911 bis 1914), freuten sich die Crewmitglieder über Hundewelpen, die an Bord oder vor Ort geboren wurden. Die Crewmitglieder auf der Deutschen Atlantischen Expedition mit der METEOR (1925 bis 1927) organisierten ein Schildkrötenrennen an Bord.

Kleemann blieb vor allem die Pinguin-Gruppe auf dem Expeditionsschiff SCHWABENLAND im Gedächtnis. „Ich möchte das Schicksal der Pinguine recherchieren und allgemein zu Tieren auf Expeditionen forschen. Ich bereite dazu einen Vortrag für eine internationale Konferenz vor.“
Ihre ersten tieferen Recherchen zu den tierischen Begleitern abseits der Erwähnungen in den historischen Tagebüchern und Berichten ergaben wenig. Fündig wurde sie im DSM-Depot: Neben dem Schiffsmodell der SCHWABENLAND, auf dem die Pinguine sogar als Miniaturen verewigt sind, gehören dem Forschungsmuseum die Fotosammlung und verschiedene Tagebücher. „Mich interessiert, warum die Pinguine mitgenommen wurden, wie die Berliner Bevölkerung auf sie reagiert hat, wie sie im Berliner Zoo mit den klimatischen Bedingungen zurechtkamen, wie alt sie dort geworden sind und was nach Kriegsausbruch mit ihnen passierte. Außerdem wäre es interessant, etwas über die Beziehung der Tiere zu den Menschen zu erfahren. Ein Forschungsschiff ist ein begrenzter, enger Raum, auf dem man lange zusammen war, das könnte zu tiefen emotionalen Bindungen zu den Tieren geführt haben“, vermutet Kleemann.

Dass die Seevögel für die Berliner Bevölkerung eine Attraktion waren, gilt als gesichert. Bei einem Bummel über den Flohmarkt fand Kleemann eine alte Grußpostkarte aus dem Berliner Zoo, auf der die antarktischen Bewohner verewigt sind. Die Forscherin, die im DSM auch zur Entwicklung der Deutschen Seewarte arbeitet, trägt sie als Glücksbringer bei sich. „Ich hoffe, noch viele Antworten zu finden – vielleicht erfahre ich sogar, welches Lied den Pinguinen über das Grammophon vorgespielt wurde und mit welcher Absicht.“

Kontakt

Thomas Joppig

0471 482 07 832

presse@dsm.museum

Die Pinguine stehen um ein Grammophon. Foto: DSM / Annica Müllenberg

Dr. Katrin Kleemann vor dem Schiffsmodell der SCHWABENLAND. Foto: DSM / Annica Müllenberg

Die Pinguine sind sogar auf dem Schiffsmodell der SCHWABENLAND verewigt. Foto: DSM / Annica Müllenberg

Weshalb die Pinguine mit einem Grammophon abgebildet wurden, würde Katrin Kleemann gern herausfinden. Foto: DSM / Katrin Kleemann

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