Archivalie des Monats: Erste Umrundung der Insel Tasmanien - Die Kaart van Basses Straat
In der Reihe "Archivalie des Monats" stellt das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte monatlich einen besonderen Schatz aus dem Archiv vor. Im Oktober erinnert Dr. Frederic Theis mit einer historischen Seekarte an die Entdeckung der Insel Tasmanien.
In den Hafen von Port Jackson, Australien, kehrten am 12. Januar 1799 der britische Kapitän und Seekartograf Matthew Flinders (1774–1814) und sein Landsmann, der Arzt George Bass (1771–1803) von einer Expedition zurück, zu der sie im Oktober des Vorjahres aufgebrochen waren. Im südlichen Sommer hatten sie die NORFOLK, eine „colonial sloop“ der Royal Navy als denkbar winziges Forschungsfahrzeug etwa 1.600 Seemeilen zunächst an der australischen Festlandküste (New South Wales) nach Süden, dann um die Insel Van Diemens Land (seit 1856 Tasmanien) herumgeführt. Dabei durchsegelten sie die Meerenge zwischen der Insel und dem australischen Festland, die fortan Bass-Straße (niederländisch Basses Straat) heißen würde – und dokumentierten mithin erstmals den Inselcharakter Tasmaniens.
Die kolorierte niederländische „Kaart van Basses Straat, tusschen Nieuw Zuid Wales en Van Diemens-Land“, 74 x 50 cm, höchstwahrscheinlich nach einem englischen Original etwa 1802/1803 gefertigt, rückt nun die als durchgezogene Linie gekennzeichnete Fahrtroute der NORFOLK ins Bild. Viele Richtungsänderungen verraten einesteils das herausfordernde, jedoch zeittypische Handling des kleinen Fahrzeuges bei Segelkursen auf nicht selten windwärts gelegene Ziele. Es zeigt andernteils, wie mit sorgfältigem Zeitaufwand nahezu die gesamte Küstenlinie auf Buchten, Flussmündungen und andere geografische Auffälligkeiten mittels Vorbeifahrt („running survey“) abgesucht und dokumentiert wurde. Folglich konnte denn auch die Küstenlinie im vorliegenden Kartenblatt bis auf einen längeren Abschnitt am Ostrand der Insel sowie einige kleinere Fehlstellen akkurat nachgezeichnet werden. Das Kartenblatt hat illustrativen Charakter, indem es den Verlauf der Forschungsfahrt bildlich vor Augen führt. Erst 1810 begann man in London, den Reisebericht für die Publikation vorzubereiten, sowie die eigentlichen akkuraten Seekarten, die auf den dann schon knapp anderthalb Jahrzehnte zurückliegenden Beobachtungen Flinders‘ und seines Begleiters beruhten.
Von anonymer Hand ergänzt sind in diesem Kartenexemplar sowohl der mehrfarbige Dekor der Textvignette unten rechts als auch die Zeichnung einer Brigg, deren Rumpfkonturen bereits deutlich auf das 19. Jahrhundert verweisen.
Die Kaart van Basses Straat - historische Karte Tasmaniens.
Foto: DSM / Archiv
Ausschnitt der historischen Karte Tasmaniens.
Foto: DSM