Archivrecherche und Wrackauswahl
Als Folge der Kämpfe des Ersten und Zweiten Weltkriegs liegen zahlreiche militärische und zivile Schiffswracks auf dem Boden der Nordsee. Der Dramatik der Gefechte und der Tragik der Versenkungen folgte jedoch nicht selten das langsame Vergessen. Über 70 Jahre nach Ende des Zweiten und mehr als 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges sind die Spuren der Untergänge immer schwerer zu erkennen.
Selbst bekannte Schiffswracks lassen sich nicht leicht identifizieren und bei neu entdeckten Wracks stellt sich häufig die Frage nach deren Identität.
Je nach Erhaltungszustand können Bauweise, Nutzung, Typ, ja teilweise auch die Kennung des ehemaligen Schiffes erkannt werden. Der Erhaltungszustand ist jedoch stark vom Alter des Wracks, der Art des Untergangs und den Bedingungen am Meeresboden abhängig. Häufig geben daher Details wie einzelne Munitions- und Waffenfunde, Anzahl der Schrauben, Rumpfform oder Ausmaße des Wracks erste Hinweise auf den Schiffstypus oder dessen mögliche militärische Verwendung.
Ist das Wrack als ehemaliges Kriegsschiff erkannt, kann durch Archiv- und Literaturrecherche eine mögliche Identifizierung erfolgen. Während der Kriege wurden militärische Aktionen wie Seegefechte, Aufklärungsfahrten, Minenunternehmen, Positionen, etc. detailliert in Kriegstagebüchern und Gefechtsberichten aufgezeichnet. Auch die Bewaffnungsstärken und Art der verwendeten Munition können meist nachvollzogen werden. Kam es zu Versenkungen, sind somit die beteiligten Schiffe häufig einzugrenzen. Dennoch bedeutet das Wissen um eine Versenkung nicht zwangsläufig auch die korrekte Zuordnung eines Wrackfundes. Lediglich Indizien können so zusammengetragen werden.
Bei den im Projekt North Sea Wrecks ausgewählten Wracks handelt es sich daher um bereits eindeutig identifizierte Wracks, deren Positionen und Erhaltungszustände bekannt sind. Die Zuordnung von Schiffsverlusten zu möglichen neuen Wrackstellen kann im Projekt leider nicht umgesetzt werden. Denn dies wäre z.B. innerhalb der zeitlich begrenzten Forschungsausfahrten des Projektes nicht möglich.
Die Archiv- und Literaturrecherchen erfolgen somit nicht zur Identifizierung möglicher neuer Wrackstellen, sondern um die Untergangsumstände der bekannten Schiffe sowie die noch vorhandene Munitionsmenge auf den Wracks abschätzen zu können.
(Zu den im Projekt untersuchten Wracks siehe Station 9)
Neben der historischen Recherche gibt es zu den ausgewählten Wracks aber auch Nachforschungen über deren „zweites Leben“ als Wrack auf dem Grund der Nordsee. Sprengungen und Räumungen von Wrackstellen und damit auch der dortigen Munition waren nach dem Zweiten Weltkrieg keine Seltenheit und werden bei akuter Gefahr teilweise noch heute durchgeführt. Aber auch Demontagen von Geschützen und anderen Wrackteilen durch Sporttaucher*innen finden sich leider bis heute immer noch häufig.
All diese Informationen bilden die Basis, auf der wir spezifische Wracks zur Beprobung für das Projekt North Sea Wrecks ausgesucht haben.
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