Die „Kogge“ im Bild
Wie hängen in der Alltagskultur verbreitete „Kogge-Artikel“ mit dem Schiffsfund zusammen? Hat das Bild des Wracks die mit dem Begriff „Kogge“ verbundene Wahrnehmung verändert? Oder haben die Bilder, die bereits vor dem Fund mit der „Kogge“ verbunden wurden, die Interpretation des Wracks so beeinflusst, dass sie keine anderen Schlüsse zuließen, als dass wir eine „Kogge“ vor uns sehen?
Die „Kogge“ ist das wohl bekannteste Schiff der Hanse. Fast jeder hat eine Vorstellung davon, wie eine „Kogge“ aussieht. Gerade zu dieser Frage spielten lange Zeit die Abbildungen von „Koggen“, z. B. auf mittelalterlichen Siegeln, als Wandmalereien in Kirchen oder als Miniaturen in der Buchmalerei eine wesentliche Rolle, hatte man doch kein originales Schiff als Anschauungs- und Untersuchungsobjekt, denn die Bauzeit der „Koggen“ endete im 15. Jahrhundert.
Dabei darf die Frage nicht außer Acht gelassen werden, ob die mittelalterlichen Maler wirklich „Koggen“ darstellen wollten, bzw. die Bautypologie überhaupt für sie von Bedeutung war. Deutlich wird diese Problematik durch die nur sehr seltenen expliziten Bezeichnungen der dargestellten Schiffe auf Siegeln als „Kogge“ in dazugehörigen Texten und deren sehr unterschiedlich wiedergegebenen Schiffscharakteristika. Ob der Bautyp „Kogge“ im Mittelalter genau festgelegt war, lässt sich nur schwer einschätzen.
Die „Kogge“ auf Bildern seit dem 19. Jahrhundert
Nichtsdestotrotz gibt es zahlreiche Darstellungen von „Koggen“ im 19. und 20. Jahrhundert in den verschiedensten Bereichen - von Gemälden und Grafiken, die auch Verbreitung als Illustrationen in Büchern fanden, auf Ansichtskarten, Briefmarken und Sammelbildern bis hin zu ihrer Umsetzung auf Gläsern, Porzellan und Keramik, im Textilbereich oder Schmuck. Im 20. Jahrhundert wird die „Kogge“ u.a. im Firmensignet von Biermarken bekannt, abstrahiert als Logo findet sie sich bei vielen Vereinigungen wieder. Auch als Skulptur oder in Verbindung mit Architektur gibt es Gelegenheit, „Koggen“ noch heute zu sehen. Mit den Nachbauten kann ein regelrechtes „Nacherleben“ ermöglicht werden. Stets kommt der „Kogge“ eine bestimmte Funktion und ein Symbolgehalt im historischen oder politischen Umfeld zu.
Die bildlichen Darstellungen der „Kogge“ im DSM
Die besondere Rolle des Bildes ist das Thema der obersten Etage der neugestalteten Koggehalle im DSM. Dort können Besucher*innen eine Ausstellung zur Bildgeschichte und Rezeption der „Kogge“ sehen: Angefangen bei den mittelalterlichen Siegeln über Ölgemälde bis hin zu heutigen Werbeobjekten mit der „Kogge“ im Design.
Bislang wurden nur einzelne Werke untersucht, nicht aber das Motiv der „Kogge“ innerhalb verschiedener Objektgruppen. Eine Untersuchung verschiedener bildlicher Darstellungsarten, ihrer Unterschiede und Gemeinsamkeiten soll in diesem Dissertationsprojekt erfolgen. Begleitend findet eine Besucher*innenbefragung zur Wahrnehmung der „Kogge“, sowie ein Citizen Science-Projekt statt, bei dem Besucher*innen Fotos oder Objekte mit „Kogge“-Darstellungen zeigen können. Die in der Doktorarbeit gewonnenen Erkenntnisse sollen in einer Ausstellungsintervention im Obergeschoss der Koggehalle gezeigt werden.
Weiterführende Literatur
Hoffmann, Gabriele/ Schnall, Uwe (Hrsg.)
Die Kogge. Sternstunde der deutschen Schiffsarchäologie
Wiefelstede 2003
Hammel-Kiesow, Rolf/ Holbach, Rudolf
Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft. Konstrukte der Hanse in den Medien und in der Öffentlichkeit
Hansische Studien Band XIX. Trier 2010
Graßmann, Antjekathrin (Hrsg.)
Ausklang und Nachklang der Hanse im 19. und 20. Jahrhundert
Hansische Studien Band XII. Trier 2001
Lesen Sie auch unseren Aufruf zu
Citizen Science: Bremer Kogge
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