Vom Symbol zur Marke: Die Bremer Kogge
Ob als Ölgemälde für die Politik des Kaisers, als Motiv einer Tabakdose oder als Logo eines Fußballvereins: Die Kogge durfte schon für vieles segeln. Der Fund des Schiffswracks 1962 in der Weser war eine Sensation. Seitdem dauerte es fast 40 Jahre, bis das konservierte Schiff in der nach ihr benannten Kogge-Halle des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte der Öffentlichkeit gezeigt werden konnte. Die Bremer Kogge ist seit ihrer Entdeckung immer ein Objekt der Forschung gewesen. Die 2017 eröffnete Ausstellung rund um die Kogge zeigt das über 600 Jahre alte Schiffswrack im Licht neuer Forschungen. Dr. Marleen von Bargen, Wissenschaftliche Kuratorin am DSM, hat untersucht, wie man sie als Symbol politisiert, romantisiert und instrumentalisiert hat.
Die Kogge ist ein Symbol des Nordens. Zum ersten Mal hat das Interesse an dem Schiffstyp im Deutschen Kaiserreich zugenommen. „Historiker jener Zeit sahen das Kaiserreich in der Tradition der Hanse, einer expansiven See- und Wirtschaftsmacht. Sie suchten nach Parallelen; die Hanse soll für die Flotten- und für die Außenpolitik des Kaiserreichs vorbildhaft gewesen sein. Den Schiffen der Kaufleute der Hanse kam daher als Symbol für politischen und ökonomischen Einfluss eine besondere Rolle zu“, so von Bargen.
Das Problem: Es habe keinen Beweis gegeben, wie eine Kogge aussah. Unter anderem deshalb sei die Bremer Kogge für die Wissenschaft eine solche Sensation. Schiffe, die ihrer Form nach dem Bremer Schiff ähnelten, habe man bis dahin nur von Siegelbildern aus dem Mittelalter gekannt. Aufbauend auf Forschungen anderer Historiker definierte Paul Heinsius die Kogge als Schiffstyp mit besonderen Merkmalen. Seine Ausführungen aus dem Jahre 1956 dienten als Vorlage, den Fund vom Grund der Weser sechs Jahre später überhaupt als Kogge zu bezeichnen.
Die Ausstellung rund um die Kogge im DSM
In der Ausstellung rund um die ,Bremer Kogge‘ präsentiert das DSM Exponate, die das idealisierte, romantische Bild einer Kogge zeigen, wie eine Porzellan-Medaille der Manufaktur Meissen. Auch eine Brosche aus Silber, besetzt mit Quarzsteinen ist dort zu finden. Die Kogge fand als Symbol schließlich Eingang in die Werbung. Als Biersiegel im Logo einer bekannten Biermarke, als Tabakdose der Firma „Welt-Kogge“ oder als Name für Gastwirtschaften oder im Zeichen eines Rostocker Fußballvereins – sie segelt für ein regionales Selbstverständnis und für eine hanseatische Tradition und kam immer mehr im Alltag der Menschen an. „So oder so: Bei uns im DSM sieht man das Original“, sagt von Bargen.
Auf drei Ebenen erzählt das DSM die Geschichte der ,Bremer Kogge‘. Es ist das weltweit am besten erhaltene Handelsschiff des Mittelalters. In der Kogge-Halle erfahren Museumsgäste mehr über das Leben an Bord, die Bauweise und den heutigen Kult rund um das Schiffswrack von 1380.