Sonderausstellung RAUM FÜR VERMUTUNGEN startet im DSM
Welche spannenden Geschichten stecken hinter maritimen Objekten? Die Ausstellung RAUM FÜR VERMUTUNGEN lädt Interessierte zu einem Perspektivwechsel ein: Autor:innen näherten sich elf Exponaten auf literarische Weise und geben ihnen eine zweite Identität.
Die Ausstellung RAUM FÜR VERMUTUNGEN zeigt vom 15. Oktober bis 17. April 2022 elf Fundstücke in der Kogge-Halle – unter anderem eine römische Kasserolle, eine Seetangflasche und das Präparat eines nordatlantischen Seehasens – aus der Weserregion, die entweder eine regionalgeschichtliche Bedeutung haben oder der Schifffahrt nahestehen. Der „Raum für Vermutungen“ zeigt, dass rätselhafte Fundstücke stets neu erforscht und entdeckt werden können. Zu jedem Exponat verfassten Autor:innen Texte, die einen künstlerischen Zugang zum Objekt und zur maritimen Geschichte der Weserregion bieten. Die Beiträge stammen von Michael Augustin, Anke Bär, Nora Bossong, Christine Glenewinkel, Klaus Hübotter, Per Leo, Anna Lott, Gülbahar Kültür, Moritz Rinke, Reyhan Şahin aka Lady Bitch Ray und Ian Watson. Ein 360-Grad-Bild des Fundortes sowie Audio-Beiträge von Forschenden ergänzen die Präsentation.
Nach Stationen in Bremen und Brake sind die Exponate nun erstmals in unmittelbarer Nachbarschaft zum besterhaltenen Handelsschiff des Mittelalters, der Bremer Kogge, zu sehen. „Wir freuen uns sehr, dass die Schau RAUM FÜR VERMUTUNGEN nun zum ersten Mal neben der historischen Kogge aus dem Jahr 1380 zu sehen ist“, sagt Prof. Dr. Sunhild Kleingärtner, Geschäftsführende Direktorin des DSM. „Als Forschungsmuseum zeigen wir den Gästen die Sicht der Wissenschaft. Die neue Ausstellung öffnet mit der künstlerischen Interpretation von Exponaten eine ganz neue Herangehensweise, die einen spannenden Perspektivwechsel zulässt.“
Entwickelt wurde das interdisziplinäre Projekt von Anne Schweisfurth aus dem Hafenmuseum Speicher XI in Bremen und dem Künstler Rainer Weber. „Was ist spannend an Objekten aus dem maritimen Museumsarchiv? Wie wird über diese Objekte geforscht? Welche Rolle spielt dabei die Fantasie? Diese Fragen leiteten uns zu der Idee, die Expert:innen für Vermutungen und Spannung, Schriftsteller:innen, zu bitten, einen freien Text zu einem Fundobjekt zu schreiben. Anders als die üblichen sachlichen Objektbeschreibungen im Museum sind diese literarischen Texte radikal subjektiv und fiktiv, sie bieten den Besucher:innen einen künstlerischen, inspirierenden und spannenden Zugang zu den Exponaten“, sagt Schweisfurth. Alle Objekte stammen aus Archiven der Landesarchäologie Bremen, dem Schiffahrtsmuseum Unterweser in Brake, dem Focke Museum, dem Hafenmuseum Speicher XI und natürlich aus dem DSM. Prof. Dr. Ruth Schilling, wissenschaftliche Leitung am DSM und verantwortlich für den Programmbereich Schifffahrt und Gesellschaft, sagt zur Auswahl des Exponats: „Die Zusammenarbeit mit Frau Schweisfurth als Kuratorin war spannend, da wir mit einem ganz neuen Blick auf unsere Sammlung geschaut haben. Im Dialog haben wir uns entschieden, aus dem DSM ein historisches Bordgeschütz eines britischen Flugzeugs aus den 1940er Jahren in die Schau zu geben. Es verweist auf ein akutes ökologisches Problem und schlägt eine Brücke zu unserem aktuellen ,North Sea Wrecks‘-Projekt, das zur Problematik ,Munition am Grund der Nordsee‘ forscht.“
Im Rahmen der Ausstellung bietet das DSM ein Begleitprogramm für Schulen der Klassenstufen drei bis sechs („Vom Finden und Erfinden“, 60 Minuten, 35 € zzgl. Eintritt) und für die Klassenstufen sieben bis zehn („Unglaubliche Fundgeschichten“, 90 Minuten, 50 € zzgl. Eintritt) an.
RAUM FÜR VERMUTUNGEN entstand in Kooperation mit Knochenarbeit Bremen, der Landesarchäologie Bremen, dem Friedrich-Boedeker-Kreis im Lande Bremen, der Stadtbibliothek Bremerhaven, dem Bremer Literaturkontor, dem Literaturhaus Bremen und dem Logbuch Bremen.
Eine Flasche mit Seetang, datiert auf nach 1905. Leihgabe des Schiffahrtsmuseums Unterweser.
Foto: DSM / Annica Müllenberg
Eine Geweihhacke aus der Steinzeit, Leihgabe aus der Landesarchäologie Bremen.
Foto: DSM / Annica Müllenberg
Ein Salinometer (um 1930) aus dem Schiffahrtsmuseum Unterweser in Brake.
Foto: DSM / Annica Müllenberg