Langjähriger DSM-Direktor Wolf-Dieter Hoheisel verstorben

22.07.2021

Er verantwortete den Aufbau der Kogge, den Bau des Scharoun-Gebäudes und ging in den Ruhestand, als der Erweiterungsbau seine Türen öffnete. Wolf-Dieter Hoheisels Aktivitäten für das DSM sind bis heute sichtbar. Am 19. Juli verstarb er im Alter von 87 Jahren.

Auf sein „Lebensschiff“ traf der Schiffbau-Ingenieur nicht in Bremerhaven, sondern an der Spree. In den 60er Jahren studierte der Sohn eines Försters, der 1934 in Riga zur Welt kam, an der Technischen Universität Berlin (TU) Schiffbau und trat im Anschluss eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Lehrstuhl für Schiffsstatik an der TU an.

1970 begann Hoheisels Engagement für das DSM. Als 1962 klar war, dass es sich bei dem Fund in der Weser um eine Kogge handelte, wusste niemand, wie das alte Handelsschiff geborgen und ausgestellt werden sollte. Noch in Berlin entwarf er für den Schiffskörper eine gerüstlose Aufstellung samt Sicherung. Der Historiker Siegfried Fliedner vom Bremer Landesmuseum, der die Kogge als solche identifizierte, engagierte den Ingenieur im Anschluss und holte ihn nach Bremerhaven, damit er seine Theorie in die Praxis umsetzen konnte – direkt am Forschungsobjekt.

Doch bevor die 3000 Teile der Kogge zusammengesetzt werden konnten, musste das Museumsgebäude gebaut werden. Als einer von drei Gründungsdirektoren setzte sich Hoheisel mit den Architektenentwürfen auseinander und verlor nie die museale Nutzung für Gäste und Mitarbeitende aus dem Blick. Der Bau des Erweiterungsgebäudes beschäftigte ihn bis zu seiner Pensionierung im Mai 1999. Als Technischer Direktor verantwortete er den Museumshafen sowie die Gebäude einschließlich der Technik rund um die Kogge.

Hoheisel ist es zu verdanken, dass der mittelalterliche Frachtensegler aus dem Jahr 1380, der als Herzstück der Sammlung gilt, ohne Schaden vom Fundort zur Halle transportiert, gelagert und wieder aufgebaut wurde. Nach der Errichtung veranlasste er den Bau des Konservierungsbeckens, in dem die Holzkonstruktion 18 Jahre schwimmen musste.

Die Wiederaufbau- und Konservierungsphase begleitete Hoheisel mit zahlreichen Beiträgen zum Schiff und zur Technik. Er beaufsichtigte auch den ersten Nachbau der Kogge, mit dem diverse Modellversuche erfolgten. Mit diesem gewann man erstmals für die Kogge experimentell ermittelte Daten, die Schlüsse über Bau, Stabilität, Seegangsverhalten und Steuereigenschaften zuließen.

Als „Herr der Schiffe“ unterstand ihm auch die GRÖNLAND, das bekannte Segelschiff der ersten Deutschen Polarexpedition von 1863. Hoheisel sorgte dafür, dass das Forschungsschiff in segelfähigem Zustand blieb und trommelte eine Mannschaft zusammen, die sich um die Instandhaltung und Öffentlichkeitsarbeit kümmerte. An Bord war der Direktor ein gern gesehener Gast, der oft die Gelegenheit wahrnahm, das Ruder zu übernehmen und in See zu stechen.

Hans-Walter Keweloh, ebenfalls ehemaliger DSM-Direktor, arbeitete 20 Jahre mit Hoheisel zusammen und übernahm dessen Amt, als Hoheisel 1999 in den wohlverdienten Ruhestand ging. Beide trafen sich jährlich einmal mit den Hafensenioren. Hoheisel bleibt ihm als Schiffbauer durch und durch in Erinnerung, der die Werkstatt aufbaute, Verbindungen zum Schifffahrtsmuseum Rostock knüpfte und stets seine Schiffe im Sinn hatte: „Er hat wie ein Löwe für seine Schiffe gekämpft, es waren seine Herzenskinder.“   

Trotz der vielen anstehenden Aufgaben mangelte es ihm nie an zusätzlichen Einfällen. Beispielsweise war es die Idee des findigen Schiffsexperten, den Schlepper STIER an Land so aufzubauen, dass Gäste den besonderen Frontantrieb genau inspizieren können. Bis heute bleibt das aufgebockte Exponat mit Zugang durch den Schiffsboden eine Besonderheit, das bei Gästen enorm beliebt ist.  

Hoheisel setzte sowohl im Museum als auch im Außenraum wichtige Akzente, die dem DSM zu nationalem und internationalem Ansehen verhalfen. Stark engagiert war er zunächst als Sekretär, dann als Präsident der „International Association of Transport“ und vernetzte sich darüber mit verschiedenen osteuropäischen Transportmuseen. Er galt als Persönlichkeit, die immer kreative Lösungen für anspruchsvolle Probleme fand und sich zeitlebens für den Erhalt der Objekte im Museumshafen einsetzte.

Als Museumteam bleiben wir Wolf-Dieter Hoheisel tief verbunden.

 

Kontakt Presse

Thomas Joppig

0471 482 07 832

presse@dsm.museum

Wolf-Dieter Hoheisel (rechts) mit Werner Lahn, der am Museum den Kogge-Aufbau handwerklich leitete.

Foto: DSM / Klaus P. Kiedel

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