"Ich bin quasi der Taxifahrer"
Neue DSM-Reihe „Angeheuert!“ stellt Berufe an Bord von Forschungsschiffen vor / Kapitän Marc Petrikowski macht den Anfang
Neben dem wissenschaftlichen Team arbeiten noch verschiedene andere Menschen an Bord von Forschungsschiffen. Sie dafür sorgen, dass alle Abläufe reibungslos funktionieren – ob auf der Brücke, im Maschinenraum oder in der Küche. Im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Angeheuert!“ können Interessierte diese Mitglieder verschiedener Crews und Forschungsteams im DSM näher kennlernen. Der Eintritt ist frei.
Den Anfang macht am Donnerstag, 27. Juni 2019, von 18 bis 19.30 Uhr, Marc Petrikowski. Der Seelotse aus Bremerhaven nutzt seine Urlaubstage dafür, um als Vertretungs- und Ablösekapitän auf Forschungsschiffen wie der HEINCKE und der ALKOR aktiv zu sein. „Man nennt mich auch den 'Holiday Capt'n'“, erzählt Petrikowski. Insgesamt vier bis sechs Wochen im Jahr ist er auf Forschungsschiffen unterwegs - hauptsächlich in Nord- und Ostsee. „Für mich ist das nicht wirklich Arbeit, ich tauche dort ein in eine andere Welt,“ sagt er.
Als leidenschaftlicher Fotograf nutzt er die Zeit an Bord auch, um vielbeachtete Fotos und Filmaufnahmen zu machen, die hinterher zum Teil auch in die Dokumentation der jeweiligen wissenschaftlichen Untersuchungen einfließen. Seine Aufgabe als Kapitän sehe er vor allem als Dienstleistung für die Forschenden auf See: „Zusammen mit der Crew sorge ich für bestmögliche Rahmenbedingungen und versuche, alles möglich zu machen, was für die Forschungsarbeit nötig ist, ohne die Sicherheit an Bord zu gefährden. Ich bin quasi der Taxifahrer, und der Wissenschaftliche Fahrtleiter ist der Chef. Mein Ziel ist es, dass sich das Forschungsteam ganz auf ihre Arbeit konzentrieren kann. Wenn sich alle an Bord in guten Händen wissen, schafft das nicht nur eine angenehme Atmosphäre, es fördert auch den Erfolg von Forschungsvorhaben, wie mir ein Wissenschaftler mal bestätigte. Es werden dann sowohl mehr als auch qualitativ hochwertigere Daten erhoben,“ so Petrikowski.
Faszinierend an den Reisen auf Forschungsschiffen seien für ihn unter anderem die „hochspannenden Gespräche“, die er dort beispielsweise mit Biologen, Geologen und Fachleuten aus anderen Disziplinen führen könne. „Ich lasse mir viel erklären, höre mir abends gerne Vorträge an und besuche auch das schiffseigene Labor, wenn die Zeit dafür da ist“, beschreibt er sein persönliches Interesse an verschiedenen Forschungsbereichen. Umgekehrt müssen bei Ausbildungsfahrten mit Studierenden diese auch mal den Brückenbetrieb übernehmen: „Da bringe ich dann schon mal ein ,Fahrschule'-Schild an, was immer für große Erheiterung sorgt“, sagt Petrikowski mit einem Lächeln.
So weit, so entspannt, aber: Manchmal sei es tatschlich eine Herausforderung, den Arbeitsplan einzuhalten. „An Bord gibt es einen 24-Stunden-Wissenschaftsbetrieb, für die Crew sind jedoch Ruhezeiten vorgeschrieben und notwendig – da gilt es, flexibel zu bleiben und auf plötzliche Änderungen im Rahmen der Möglichkeiten geschickt und besonnen zu reagieren und umzudisponieren.“
Weitere Termine der Reihe „Angeheuert!“ sind in unserem Kalender.
Beeindruckende Lage: Die HEINCKE in der norwegischen Hafenstadt Trondheim.
Foto: DSM / Marc Petrikowski