DSM bekommt historische Filme der SS UNITED STATES
Dem Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte werden besondere Objekte der SS UNITED STATES übergeben. Ein ehemaliger Schiffsagent der UNITED STATES LINES überbringt am 21. März zwei historische Filmrollen mit Originalaufnahmen von Bord. Alte Prospekte, Speisekarten und Co. aus der Zeit, als der Liner zwischen Bremerhaven und New York kreuzte, stammen von einem weiteren Sammler.
Ein brauner Koffer mit Aufklebern, zusammengehalten von zwei Stoffgurten. Auf einem Aufkleber steht SS UNITED STATES. Weitere Sticker bezeugen viele zurückgelegte Seemeilen. Jochim Kinast pustet etwas Staub von dem Köfferchen, in dessen Inneren keine Kleider verstaut sind, sondern 16-Millimeter-Filmrollen. „40 Jahre lagen sie unter meiner Eisenbahnanlage und niemand hat sie beachtet“, sagt der ehemalige Schiffsagent, der lange für den Containerservice UNITED STATES LINES arbeitete und dort über einen Nachlass zu dem Filmschatz kam. Als er im vergangenen Jahr vom Theaterstück „NO FINER WAY“ des Ensembles „Das Letzte Kleinod“ hörte, das die transatlantische Überfahrt mit dem bekannten Passagierdampfer von Bremerhaven nach New York im Columbusbahnhof nachstellte, wandte er sich an Jens-Erwin Siemssen. Der Theaterleiter suchte Erinnerungen an den Luxusdampfer und trieb den passenden Projektor für das historische Filmmaterial auf. Es sollte eine Premiere für die Männer werden.
„Bereits der Koffer hat mich fasziniert, weil er so viel erzählt. Aber die Geräusche, die ein 16-Millimeter-Film erzeugt, wenn er durch den Projektor läuft, das hat mich gepackt“, sagt der 79-Jährige, der von sich sagt, mehr für Schifffahrt als für Filme zu brennen. Das Gesehene begeisterte Kinast und Siemssen gleichermaßen. Kinast, der die Welt gesehen hat, aber nie an Bord der SS UNITED STATES war und dennoch stets durch das berufliche Band mit dem Schiff verbunden war und Siemssen, dessen Theater mit dem Meer verankerte Orte wiederbelebt.
Der erste Film aus dem Jahr 1949 dokumentiert die Historie des Liners von der Kiellegung über den Stapellauf bis zur Jungfernfahrt. Aufnahmen von zu verschiffenden Kuschelseebären, Stühlen, Schuhen und weiteren Waren veranschaulichen im zweiten Film die aufkommende Containerlogistik.
Siemssen und Kinast sind sich einig, dass dieses Material Fans der SS UNITED STATES begeistern wird und ein Stück maritime Geschichte lebendig hält, die zu einem Teil auch in Bremerhaven staatfand. „Ich habe beide Filme digitalisieren lassen und möchten sie gern öffentlich zeigen“, sagt Siemssen. „Das Projekt ‚NO FINER WAY‘ hat gezeigt, wie sehr die UNITED STATES noch immer für die Brücke nach Übersee steht. Die Vorstellungen waren restlos ausverkauft, weil viele Zuschauende aus Bremerhaven noch einmal die Geschichte dieses Schiffes erleben wollten.”
Während der 50er und 60er Jahre legte die SS UNITED STATES regelmäßig an der Columbuskaje an. Neben betuchten Gästen brachte der Liner Stars wie Marilyn Monroe, Coco Chanel und Marlon Brando über den Atlantik – und zwar in rasantem Tempo. Konzipiert als „The greatest ship in the world“ machte es die amerikanischen Ingenieure bereits bei der Jungfernfahrt 1952 stolz: Innerhalb von drei Tagen, zwölf Stunden und zwölf Minuten pflügte sich der Ozeanriese von New York nach Southampton durchs Meer – so schnell wie kein anderer Passagierdampfer bisher. Das „Blaue Band“ war dem Liner sicher. Möglich machte den Geschwindigkeitsrekord eine ausgeklügelte Ingenieursleistung: Das Schiff wurde von Dampfturbinen angetrieben, die eigentlich für Flugzeugträger gedacht waren.
Mit ihrer schnittigen Form und der majestätischen Optik, die an die TITANIC erinnerte, begeisterte die SS UNITED STATES Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks, sorgte für Schlagzeilen und winkende Mengen auf der Pier. In Bremerhaven gehörte auch Heiner Otto in den 60er Jahren dazu. Als Schiffsliebhaber sammelte er Prospekte, Speisekarten, Fotos und Co., die er nun ebenfalls dem DSM zur Verfügung stellen möchte. „Es ist an der Zeit, sich von diesen Unterlagen zu trennen. Ich denke, sie sind beim Deutschen Schifffahrtsmuseum in besten Händen“, so Heiner Otto.
Die neuen Objekte runden die Sammlung zur SS UNITED STATES im DSM perfekt ab, in der sich bereits Speisekarten, Kabinenpläne und zwei Schiffsmodelle befinden. Eines der Modelle wird in der neuen Dauerausstellung „Schiffswelten – Der Ozean und wir“ ausgestellt, die ab 18. Juli im Erweiterungsbau zu sehen ist.
Jochim Kinast zeigt die Filmrollen.