Direktion blickt auf erfolgreiche Evaluierung
Im April 2024 besuchte eine Kommission der Leibniz-Gemeinschaft das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte für die turnusmäßige wissenschaftliche Evaluierung. Im November kam die gute Nachricht aus Berlin: Die Bund-Länder-Förderung soll für weitere vier Jahre fortgeführt werden. DSM-Direktorin Prof. Dr. Ruth Schilling und der Kaufmännische Geschäftsführer Matthias Templin bewerten das Ergebnis und erzählen im Interview, was in den nächsten Jahren auf dem Programm steht.
Prof. Dr. Ruth Schilling: Wir freuen uns sehr – die Arbeit geht aber unmittelbar weiter. Wir wünschen uns mehr Planungssicherheit für den Scharoun-Bau und werden nicht müde, daran zu erinnern, wie wichtig der Bau für das Museum, die Bevölkerung und die überregionale und internationale Strahlkraft des Hauses ist. Wir wissen schon lange, wie wir die einzelnen Themen dort kuratieren möchten und warten nur auf die Fertigstellung des Baus, damit wir starten können.
Matthias Templin: Wir haben als Team alle gemeinsam auf die Evaluierung hingearbeitet und werden die nächsten vier Jahre gut nutzen. Wie Frau Schilling schon erwähnt hat, ist der Scharoun-Bau für das Deutsche Schifffahrtsmuseum besonders wichtig. Wir benötigen eine vollständige bauliche Infrastruktur, um das Museum und die Forschung exzellent zu betreiben.
AUSBLICK AUF 2025
Welche Maßnahmen sollen konkret umgesetzt werden?
Prof. Dr. RuthSchilling: Wir konzentrieren uns auf drei kommende Themenjahre. 2025 steht das 100-jährige Jubiläum der METEOR-Expedition im Mittelpunkt, 2026 der Zusammenhang zwischen Schiffsverkehr und Artentransport und 2027 feiern wir mit den Bremerhavenerinnen und Bremerhavenern den 200. Geburtstag der Stadt unter dem Motto „Heimat Schiff“. Damit erforschen wir, wie Schiffe identitätsstiftend sein können und zu einer Heimat werden. Des Weiteren bauen wir unsere Schwerpunkte aus. Inhaltlich sind es vor allem die Themen, die in Richtung Ausstellungskonzeption im Scharoun-Bau zeigen, also Themen der Blue Economy, aber auch der Erforschung des Zusammenhangs zwischen Globalisierung, Kolonialismus und Gesellschaft vom Kaiserreich bis zum Zweiten Weltkrieg. Die Arbeit mit Zeitzeug:innen, das Thema Inklusion und die Zusammenarbeit mit der lokalen Hafenbranche Partizipation hat für uns Priorität, das heißt, wir öffnen das Museum noch mehr für alle und holen über Veranstaltungsformate wie den Berufsbildungstag „Azubi-Regatta“ verschiedene Generationen ins Haus und fördern auf diese Weise beispielsweise die Zukunft der maritimen Wirtschaft. Auch die Verknüpfung von Forschungsthemen und Politik spielt eine immer wichtigere Rolle. All jene, die dicht am Museumsgeschehen dran sein möchten, denen empfehle ich den Förderverein, der mit rund 1500 Mitgliedern einer der größten deutschlandweit ist. Eine Mitgliedschaft bringt freien Eintritt, Austausch mit maritimen Fans, Blicke hinter die Kulissen und vieles mehr mit sich.
Matthias Templin: Neben der Sanierung des Scharoun-Baus, soll das Museum mit all seinen maritimen Kulturgütern sichtbarer werden. Das schaffen wir im Außenbereich durch das Borderlebnis auf den Schiffen. Auf der SEEFALKE können sich Interessierte am Morse-ABC probieren und der Funkerin über die Schulter sehen, wo gibt es das sonst noch? Mit dem Walfänger RAU IX haben wir nun einen „Bootschafter“ im Neuen Hafen, der aktiv für das DSM werben und zu uns weisen soll. So können Bordgäste auf der RAU IX zukünftig Tickets für das DSM kaufen.
Worauf dürfen sich Gäste ganz konkret im nächsten Jahr freuen?
Prof. Dr. RuthSchilling: 2025 feiern wir das ganze Jahr über den 50. Geburtstag des DSM. Ein halbes Jahrhundert ist ein ordentliches Stück erlebte Geschichte, das wir gemeinsam mit allen Gästen Revue passieren lassen möchten und gleichzeitig in die Zukunft schauen. Wir freuen uns auf eine Zeitreise mit besonderen Highlights und einer großen Geburtstagsfeier am 5. September 2025. Im Juni steht zudem die neue Sonderausstellung zu 100 Jahren METEOR-Forschungsexpedition an. Diese Expedition fand von 1925-1927 statt, Meeresforschung stand hier in enger Wechselwirkung mit den politischen Krisen der Zeit. Wir haben ein Glasplattenkonvolut mit Dias der Expedition vom GEOMAR erhalten, das wir in diesem Zusammenhang zum ersten Mal der Öffentlichkeit zeigen wollen.
Matthias Templin: Zudem laden wir alle Besuchenden ab der kommenden Sommersaison dazu ein, den Hochsee-Bergungsschlepper SEEFALKE, den Hafenschlepper STIER und – ganz neu – das sanierte Feuerschiff ELBE 3 kostenfrei zu besichtigen. Auf der ELBE 3 werden dann Führungen für begleitete Gruppen stattfinden. Zusätzlich dürfen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren das Museum eintrittsfrei besuchen. Damit kostenfreie Aktionen dieser Art auch in Zukunft möglich sind und die Attraktivität der Schiffe gewährleistet ist, freuen wir uns natürlich über Spenden und Unterstützung.
Matthias Templin und Prof. Dr. Ruth Schilling vor den Schiffsmodellen.
Credit: DSM / Annica Müllenberg