Bekannter Marinemaler übergibt Werke ans DSM
Die Malerei und das Meer sind für Nic Albrecht untrennbar miteinander verwoben. Welches Element zuerst eine Rolle im Leben des 92-Jährigen gespielt hat – Pinsel oder Steuerrad – ist kaum auszumachen. Die Werke des deutschen Marinemalers sind international bekannt. Nun übergibt er zwei an das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte.
Der Ozean ist sein Zuhause: Nic Albrecht verbrachte während seines Lebens mehr Zeit auf See als an Land. Und wenn er eine Station an Land hatte, dann immer mit Blick auf die Küste. „Ich habe in Lateinamerika gelebt, in der Nähe des italienischen Vulkans Stromboli, auf Lanzarote, in Amerika und Großbritannien, aber zu Bremerhaven habe ich eine besondere Verbindung“, sagt der Marinemaler, der nun zum ersten Mal in seinem Leben nicht das Meer in Sichtweite hat, sondern einen bayerischen Berg, wenn er aus dem Fenster sieht. „Ich kenne die Kogge, seit sie 1962 gefunden wurde und habe das Museum regelmäßig besucht. Immer habe ich davon geträumt, dort auszustellen“, sagt Albrecht, der in engem Kontakt mit dem damaligen Gründungsdirektor des Hauses, Professor Dr. Detlev Ellmers, stand, der ein großer Liebhaber seiner Kunst war.
Mehr als 640 Ausstellungen im In- und Ausland später, geht Albrechts Traum in Erfüllung: Zwei seiner Werke werden öffentlich im DSM gezeigt und gehen anschließend in den Sammlungsbestand über. Für den Maler, der an der Masurischen Seenplatte geboren wurde, sind es besondere Bilder – eines mit persönlichem Bezug, ein zweites mit einer Botschaft, die heute brennender ist, als jemals zuvor.
„Die Torpedierung der WILHELM GUSTLOFF“ malte er als Zeitzeuge anlässlich des 50. Jahrestags der Versenkung 1995. „Meine Mutter und ich mussten im Januar 1945 bei minus 25 Grad über das zugefrorene Haff flüchten und versuchten, das Schiff GUSTLOFF in der Danziger Bucht zu erreichen. Eine 30 Meter breite Rinne im Eis versperrte uns den Weg. Dass wir das Schiff nicht erreichten, rettete uns das Leben, denn es wurde später versenkt“, erinnert sich Albrecht, der damals zwölf Jahre alt war. Mehr als 30 Mal war das Werk Teil großer Kunstmessen in Hamburg, Berlin und Düsseldorf. Jetzt zieht es nach Bremerhaven und wird perspektivisch im Scharoun-Bau zu sehen sein.
„Es ist für uns eine Ehre, Werke eines international bekannten Malers in den Bestand aufnehmen zu dürfen. Das DSM besitzt schon einen bedeutenden Bestand an Marinemalereien. Zudem planen wir im Scharoun-Bau den Themenbereich ,Schiffsunglücke‘, dort könnte sich das GUSTLOFF-Gemälde gut einfügen“, sagt Prof. Dr. Ruth Schilling, Direktorin des DSM. Das findet auch Oberbürgermeister Melf Grantz: „Die Werke werden den Bestand des Museums sehr gut ergänzen. Ich wünsche mir sehr, dass die Sanierung des Scharoun-Baus bald realisiert werden kann und wir Nic Albrechts Bild dort der Öffentlichkeit zugänglich machen können.“
Albrechts zweites Werk setzt den Abschlusspunkt seiner Atlantik-Serie, für die er auf Container-, Fracht- und Segelschiffen mitfuhr und in dieser Kulisse zeichnend an Deck saß. 1966 heuerte der malende Seemann auf einem Frachter an und schuf „STOP SEA POLLUTION“. „Anlass waren Berichte über Reinigung von Schiffstanks auf hoher See mit Meerwasser, die ungehemmte Verklappung von Müll, von Dünnsäure aus der Industrie und sogar von Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. Damals wollte man diese weitverbreitete Praxis nicht wahrhaben und sah tatenlos weg. Die Bedeutung dieses Gemäldes wird erst heute richtig eingeschätzt“, findet Albrecht zu der alten Botschaft, die heute aktueller denn je ist. Lange interessierte sich niemand dafür und die erwartete Aufregung blieb aus. Albrecht hatte Schwierigkeiten, es auszustellen. Ins DSM passt der Aufruf für mehr Meeresschutz sehr gut und knüpft an das Projekt „North Sea Wrecks“ an, das die Verschmutzung der Nordsee durch Weltkriegsmunition thematisiert.
Albrecht und seine Frau nahmen den Weg aus Bayern auf sich und brachten beide Werke persönlich ins DSM. Dort werden sie in den nächsten Monaten im Ankerplatz öffentlich ausgestellt.
Der bekannte Marinemaler Nic Albrecht übergab dem DSM zwei seiner Werke.
Credit: Nic Albrecht