Die SEUTE DEERN – ein Schiff mit wechselvoller Geschichte
1919 hat das Zeitalter stählerner Dampfschiffe längst begonnen. Doch Stahl ist nach dem Ersten Weltkrieg knapp. Daher bedient man sich in Gulfport im US-Bundesstaat Mississippi noch einmal alter Schiffbautechniken. Möglichst kostengünstig will man einen hölzernen Viermast-Gaffelschoner namens ELIZABETH BANDI bauen, der selbst Holz transportieren soll. 1938 erwirbt der Hamburger Reeder John T. Essberger das Segelschiff. Auf der Werft Blohm & Voss lässt er es zu einer Dreimastbark umbauen, die während der NS-Zeit als Schulungsschiff für Seeleute seiner Tankschiffflotte dient. In jener Zeit erhält das Schiff auch seine charakteristische Galionsfigur in Form einer jungen Frau in der Tracht des Alten Landes. Sie gibt dem Schiff seinen Namen SEUTE DEERN, plattdeutsch für „süßes Mädchen“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dient die 75 Meter lange Bark in Hamburg zunächst als Hotel- und Restaurantschiff mit ausgemauerten Zimmern. Als fahrbares Segelschiff ist sie seither nicht mehr nutzbar. Als die Bark 1954 als schwimmende Jugendherberge ins niederländischen Delfzijl verkauft wird, ist sie bereits eine maritime Kuriosität – einerseits aufgrund ihrer Bauweise, andererseits aufgrund ihres Alters. Denn Schiffe erreichen selten eine Nutzungsdauer von mehr als 30 Jahren.
1964 wird das Schiff aufgrund hoher Unterhaltskosten nach Emden weiterverkauft. An der Ems soll es eigentlich zu einem reinen Restaurantschiff umgebaut werden, sinkt jedoch auf den Grund des Hafens, bevor die Pläne verwirklicht werden können. Nach der Bergung und Übernahme durch den Helgoländer Hotelier und Kaufmann Hans Richartz gelingt schließlich der Umbau zum Gastronomieschiff in der Emder Schröder-Werft. 1966 erhält die SEUTE DEERN in Bremerhavens Altem Hafen einen neuen Liegeplatz. Zunächst befindet sie sich im alleinigen Besitz des Gastronomen, später zu 50 und schlussendlich zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Bremerhaven.