Partizipation und Digitalität im Museum

Das Promotionsprojekt, dessen Themenfeld sich mit den Begriffen Museum, Partizipation, und Digitalität abstecken lässt, ist kumulativ angelegt und wird durch Prof. Dr. Lina Franken von der Universität Vechta und Prof. Dr. Sebastian Vehlken betreut. Museen sind Institutionen, die sich einer breiten Öffentlichkeit verpflichtet fühlen. Bereits mit dem Aufkommen der New Museology in den 1980er Jahren, welche die Rolle von Museen als Akteur in sozialen und politischen Prozessen berücksichtigte, hat das Selbstverständnis der Museen und die Außendarstellung gewechselt.[1][2] Partizipation und kulturelle Teilhabemöglichkeiten sind im deutschsprachigen Raum, wie verschiedene Publikationen und Projekte zeigen, zentrale Themen im Museumsdiskurs. Eine weitere Entwicklung in der Museumswelt ist die fortschreitende Digitalisierung, die einerseits die Digitalisierung von Arbeitsbereichen einschließt – Datenbanken, Digitale Tools und 3D-Scans. Andererseits gewinnen aber auch digitale Vermittlungsformate weiter an Relevanz. Erste Wechselbeziehungen zwischen Partizipation und Digitalisierung lassen sich erkennen. Die Kulturwissenschaftlerin Birgit Mandel argumentiert, dass sich mit der zunehmenden Digitalisierung auch die Erwartungen der Besucher*innen hin zu mehr partizipativen und dialogischen Formaten verändern.[3] Die Digitalisierung bietet für Museen ganz neue Möglichkeiten der Partizipation.

Die zentrale Fragestellung des Promotionsprojekts lautet: Wie denken Museen die Themen Partizipation, Digitalisierung und Digitalität in verschiedenen Formaten zusammen, um einen Austausch im Digitalen zu ermöglichen, zu fördern und davon zu profitieren? Welche unterschiedlichen musealen und nicht-musealen Akteure sind in diesem Feld involviert? Welche Strategien der Aktivierung der nicht-musealen Akteure verfolgen die Museen? Damit verbunden ist die Frage, inwiefern sich eine Reziprozität zwischen der Digitalität und der Partizipation im Museum ergibt. Welche neuen Möglichkeiten in Bezug auf Partizipation ermöglicht die Digitalisierung? Kann Partizipation auch Digitalisierung beschleunigen oder digitale Museumsangebote verbessern?

Die Fragestellung wird anhand von drei Case Studies erforscht: den Projekten „Deine Hafenstadt“ und „ARtefact“ des Deutschen Schifffahrtsmuseums Bremerhaven, dem Projekt „Challenging Populist Truth-Making in Europe: The Role of Museums in a Digital ‘Post-Truth’ European Society“ (CHAPTER) des CARMAH Berlin und dem OER-Projekt des Historischen Museums Frankfurt. Alle Museen und Partner*innen der Case Studies beschäftigen sich mit kulturhistorischen Themen. Viele Museen sind in diesem Feld aktiv und produzieren vielfältige digitale Formate und Anwendungen. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, die über projektbezogene Berichte, Best-Practice-Beispiele und Workbooks hinausgeht, war bisher nicht Gegenstand der digitalen Partizipations- und Museumsforschung. Anhand der drei praxisnahen Case Studies entsteht ein Projekt, dass die aktuelle Museumspraxis in Bezug auf Digitalisierung und Partizipation kritisch hinterfragt. Nicht nur positive Entwicklungen, sondern auch Konflikte und Herausforderungen zwischen den unterschiedlichen Akteur*innen sollen durch den Forschungsprozess aufgezeigt werden. Ziel der Forschung ist es ein vertieftes Verständnis darüber zu schaffen, wie Museen die Themen Partizipation und Digitalisierung (zusammen) realisieren und welche Akteure in diesem Bereich wie involviert sind. Die Fragestellung wird mit einem ethnographischen Forschungsansatz verfolgt, der digital adaptiert wurde, bestehend aus teilnehmender Beobachtung, Interviews und Mitarbeit im Feld.[4][5][6]

 

[1] Bennett, Tony: The Birth of the Museum: History, Theory, Politics. A study of the origins and cultural function of the modern museum. 1995.

[2] McCall und Gray, „Museums and the ‘new museology’: theory, practice and organisational change“.

[3] Mandel, Birgit: Teilhabeorientierte Kulturvermittlung. Diskurse und Konzepte für eine Neuausrichtung des öffentlich geförderten Kulturlebens. Bielefeld 2016.

[4] Hess, Sabine/Schwertl, Maria (2013): Vom „Feld“ zur „Assemblage“? Perspektiven europäisch-ethnologischer Methodenentwicklung - eine Hinleitung. In: Hess, Sabine/Moser, Johannes/Schwertl, Maria (Hg.): Europäisch-ethnologisches Forschen. Neue Methoden und Konzepte. Berlin, S. 13–37.

[5] Gajek, Esther (2014): Lernen vom Feld. In: Bischoff, Christine/Oehme-Jüngling, Karoline/Leimgruber, Walter (Hg.): Methoden der Kulturanthropologie. Bern, S. 53–68.

[6] Eisch-Angus, Katharina (2017): Wozu Feldnotizen? Die Forschungsniederschrift im ethnografischen Prozess. In: Kuckuck. Notizen zu Alltagskultur und Volkskunde 2, S. 6–10.

 

 

Kontaktperson

Dittgen Nicolas

N.Dittgen@dsm.museum

.svgNavPlus { fill: #002c50; } .svgFacebook { fill: #002c50; } .svgYoutube { fill: #002c50; } .svgInstagram { fill: #002c50; } .svgLeibnizLogo { fill: #002c50; } .svgWatch { fill: #002c50; } .svgPin { fill: #002c50; } .svgLetter { fill: #002c50; } Universität Bremen