Unterwegs auf dem Ozean
Was gehört zu einem Schiff? Diese und weitere Fragen ziehen sich durch den Themenbereich „Ausrüstung“ in der neuen Ausstellung „Schiffswelten – Der Ozean und wir“. Dr. Marleen von Bargen hat sie beantwortet. Im komplett umgestalteten Bangert-Bau navigieren Gäste auf einer symbolischen Wasserverkehrsstraße entlang grundlegender Bestandteile und Ausrüstungsgegenstände von Schiffen
Rettungsringe leuchten in Signalfarben, diverse Anker ziehen Blicke an und ein Steuerrad lädt dazu ein, den Kurs zu ändern – der Themenbereich „Ausrüstung“ lockt mit maritimer Symbolkraft und entführt auf eine Reise vom Aufbau eines Schiffes bis zur großen Fahrt. „Wir zeigen, was ein Schiff braucht, um fahrtüchtig und schwimmfähig zu sein. Alles beginnt mit dem Rumpf“, erklärt die Kuratorin. Ästhetische Halbmodelle aus dem Bestand der Junge Werft um 1900 verdeutlichen, wie unterschiedlich Rümpfe sein können. Zum Rumpf gehörten früher auch die am Bug befestigten Galionsfiguren. Die Seeleute auf den Segelschiffen, die der Willkür des Wetters und den Naturgewalten ausgesetzt waren, hofften, die Figur an ihrem Schiff würde Unglück von ihnen abwenden. „Neben rein technischen Bestandteilen eines Schiffes greifen wir auch symbolische und kulturhistorische Bedeutungen von Objekten auf, die damit in Verbindung stehen“, betont von Bargen, die seit 2015 im DSM arbeitet.
Vorbei am Rumpf führt der Weg zu verschiedenen Antriebsformen vom Segel bis hin zu Konzepten und Maßnahmen des „Green Shipping“, die heute für eine umweltfreundlichere Schifffahrt diskutiert oder bereits umgesetzt werden. Gäste können einen Dieselmotor und eine Dampfmaschine aus dem Ersten Weltkrieg betrachten. „Der Einsatz von Dampfmaschinen auf Schiffen revolutionierte die Seefahrt und führte zum Entstehen neuer Berufsgruppen – der Heizerbeispielsweise“, weiß von Bargen.
Ein weiteres Exponat, das viele Blicke anziehen dürfte, ist der Maschinenleitstand der OTTO HAHN aus den 1960er-Jahren, Deutschlands erstem und einzigen Schiff mit Atomantrieb. Von Signalgebung, Ausrüstungsgegenständen und Rettungsmitteln an Bord erzählen weitere Abschnitte im Verlauf der Ausstellung.
Wie ein roter Faden ziehen sich großformatige Fotos durch den Themenbereich, die die Arbeit der Menschen an Bord eines Schiffes zeigen und die Objekte in Zusammenhang mit der maritimen Lebens- und Arbeitswelt auf See stellen: „Ein Schiff ist mehr als seine Bestandteile, es braucht eine Crew, ohne deren Einsatz Schiffe nicht erfolgreich in See stechen können“; sagt von Bargen. Ein zentrales Objekt, das für maritime Berufsgruppen steht, ist die reich bestickte Heizerfahne aus Seide, ein Vereinssymbol der Vereinigung der Bremerhavener Heizer undKohlenzieher aus den 1890erJahren. Dank der Unterstützung des Fördervereins Deutsches Schiffahrtsmuseum e.V. konnte sie für die Ausstellung restauriert werden und erhielt eine besondere Vitrine für die Präsentation.
Daneben gibt es Stationen, die große und kleine Gäste zum Mitmachen einladen: Eine Duftstation vermittelt, wie es früher an Bord der Segelschiffe gerochen hat, ein Ratespiel macht mit der Bedeutung von Flaggen vertraut und an einer Quizstation können Gäste ihr Wissen über Berufe an Bord testen.
Die Kuratorin Dr. Marleen von Bargen kuratierte den Themenbereich "Schiff und Ausrüstung".
Credit: DSM / Annica Müllenberg