Bei Überseefahrten in der Frühen Neuzeit suchten die Kapitäne zunächst – wenn möglich - die geographische Breite des Zielortes auf, der sie dann bis zur Landsicht oder, bis das ausgeworfene Lot Grund zeigte, folgten.
In the early modern era, ships making transocean voyages initially endeavoured to follow the line of latitude of the destination in question until land was sighted or shallows sounded.
Dieses Verfahren brachte allerdings immer wieder Verluste an Menschenleben und Schiffen mit sich, da Schätzfehler, wann mit dem Landfall zu rechnen war, unsichtiges Wetter und Dunkelheit oft zu unerwarteten Grundberührungen und Havarien führten.
This process often resulted in vessels running aground with the accompanying loss of life due to miscalculations, poor visibility or darkness.
Gerade für heimkehrende Segler vor dem Englischen Kanal war die Kenntnis der geogr. Länge ihrer Position wichtig: Im Norden lauern dort die felsigen Isles of Scilly, im Süden die nicht minder gefährliche Île de Ouessant.
Longitude was particularly important for mariners returning to England via the Channel. To the north lurked the rocky Scilly Isles and to the south the no less perilous Île de Ouessant.
Die maschinenlosen Segelschiffe der Vergangenheit waren stets von der Stärke und Richtung des Windes abhängig. Ihre daher stark wechselnde Geschwindigkeit machte Aussagen über die auf hoher See bereits zurückgelegte Strecke und den Kurs vage. Hinzu kam oft starker Bewuchs des Unterwasserschiffes mit Muscheln und Algen, was zusätzliche Ungenauigkeit brachte. Auch entspricht der wahre Kurs eines Segelschiffes nicht immer seiner auf dem Kompass angezeigten und mit der Kiellinie übereinstimmenden Kursrichtung. Hinzu kommen unbekannte Meeres- und Gezeitenströmungen. All das machte früher den tatsächlichen Schiffsort bzw. dessen geographische Länge nach langer Überseepassage unsicher. Für Dampf- und Maschinen galt und gilt dies in geringerem Maße, weil sie mit konstanter oder zumindest berechenbarer Geschwindigkeit fahren und im Regelfall schneller sind, so dass sich Meeres- und Gezeitenströmungen weniger auswirken können.
The sailing ships of the past had no engines and were more or less at the mercy of wind and weather. As a result, their speed varied greatly and it was always difficult to determine accurately the course and distance covered. Heavy growths of barnacles and algae below the waterline compounded this problem. Nor does the true course of a sailing ship always correspond to the course marked by the compass or the line of the ship's wake. Further anomalies result from unknown currents and tidal influences. These factors all combined to make the ship's true position or longitude during a long voyage extremely uncertain. The same applied to a lesser extent to steam and motor vessels since they proceeded at a constant or at least calculable rate. As a rule, they were also faster, which meant that they were less affected by currents and tides.
Schiffbruch, Walter Schultze, Ost-Jndische Reyse, Amsterdam 1676.
Shipwreck on an East Indies voyage, by Walter Schultze, Amsterdam, 1676.
Der Eingang zum Englischen Kanal ist bei unsicherer Länge besonders gefährlich, da hier oft unsichtiges Wetter herrscht. Zudem steigen auf beiden Seiten die westlichsten Klippen steil aus ca. 100 m Tiefe auf. Sowohl die Isles of Scilly und Lizard Point als auch die gegenüberliegende Île de Ouessant gelten international als Schiffsfriedhöfe ersten Ranges. Für beide Gebiete gilt, dass die Gezeitenströme unregelmäßig sind und oft direkt auf die Klippen zu setzen. Berühmt geworden ist die Havarie einer englischen Flotte im Oktober des Jahres 1707: In schwerem Wetter liefen vier ihrer Schiffe bei Nacht auf die äußeren Klippen der Isles of Scilly auf und sanken schnell. Ungefähr 1500 Menschen starben. Der Schiffbruch ging als »the Scilly naval disaster« in die englische Geschichte ein. Entscheidende Ursache war ein Irrtum der Navigatoren über die geographische Länge ihrer Position: Sie hatten sich viel weiter im Westen vermutet.
The approach to the English Channel is particularly dangerous if longitude has not been determined reliably. Visibility is often poor and the passage is guarded on both sides by rocks rising from a depth of about one hundred metres. The Scilly Isles and Lizard Point on one side and the Île de Ouessant on the other have achieved international notoriety as the sites of countless shipwrecks. On both sides currents are unpredictable and they often caused ships to drift straight on to the rocks. The most famous case is the loss suffered by an English fleet in October 1707, when four ships ran aground and sank during a storm off the Scilly Isles with the resulting loss of 1,500 lives. The incident went down in history as "The Scilly Naval Disaster" and its main cause was the miscalculation of longitude by the navigators, who had assumed their position to be much further to the west.